Zukunft von Kadyrow: Spekulationen nehmen Fahrt auf
Ramsan Kadyrow, der tschetschenische Führer, hat in einem Interview mit dem regionalen Medium Tschetschenien Heute auf Gerüchte über seinen möglichen Rücktritt reagiert. Er äußerte, dass er von seinem Posten entbunden werden möchte, und betonte, dass ein anderer Führer eigene Initiativen und Visionen einbringen könnte. Kadyrow, der 48 Jahre alt ist, äußerte den Wunsch, dass sein Antrag auf Rücktritt unterstützt wird. Allerdings machte er wenig später deutlich, dass letztlich nur der russische Präsident Wladimir Putin über seine Zukunft entscheiden kann. „Ich bin ein Fußsoldat! Ich bin ein Teamplayer“, schrieb Kadyrow in einem Telegram-Beitrag und betonte seine Loyalität gegenüber dem Kreml.
Gesundheitliche Probleme und mögliche Nachfolge
Diese Äußerungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem Berichte über Kadyrows gesundheitliche Probleme, insbesondere eine fortschreitende Bauchspeicheldrüsennekrose, die Runde machen. Es wird spekuliert, dass sein 17-jähriger Sohn Adam als möglicher Nachfolger in Betracht gezogen wird. Adam Kadyrow, der bereits in verschiedenen offiziellen Ämtern tätig ist, wurde erst kürzlich zum Sekretär des Sicherheitsrates ernannt. Experten vermuten, dass Ramsan Kadyrows Rücktrittsgesuche nicht unbedingt ernst gemeint sind, sondern vielmehr als strategisches Mittel fungieren, um finanzielle Unterstützung von der Zentralregierung in Moskau zu erhalten.
Der Forscher Harold Chambers, der sich mit der Region Kaukasus beschäftigt, erklärt, dass Kadyrow seine Rücktrittserklärungen auch nutzt, um mediale Aufmerksamkeit zu gewinnen. Diese Taktik könnte ihm helfen, seine Position gegenüber dem Kreml zu stärken. In der Vergangenheit hatte Kadyrow bereits ähnliche Erklärungen abgegeben, die jedoch nicht zu einem tatsächlichen Rücktritt führten.
Politische Vergangenheit und Familiengeschichte
Ramsan Kadyrow ist seit fast zwei Jahrzehnten an der Spitze Tschetscheniens. Seine politische Karriere begann nach der Ermordung seines Vaters, Achmat Kadyrow, im Jahr 2004, als er von Putin zum Präsidenten ernannt wurde. Kadyrow, der während des ersten Tschetschenien-Kriegs gegen Russland kämpfte, wechselte im zweiten Krieg die Seiten und wurde ein loyaler Verbündeter des Kremls. Diese enge Beziehung ermöglicht es ihm, weitgehende Autonomie in Tschetschenien zu genießen, was zur Stabilität in der Region beiträgt.
Seine Tochter Aischat Kadyrowa gab kürzlich ihren Rücktritt als Vizeministerpräsidentin bekannt und erklärte, dass die Arbeit in der Regierung eher einem starken Mann zustehe. Trotz ihres Rücktritts betonte sie, weiterhin zum Wohle der Republik arbeiten zu wollen. Diese familiären Veränderungen und die gesundheitlichen Probleme Kadyrows werfen Fragen über die zukünftige politische Landschaft in Tschetschenien auf.
Quelle: https://orf.at/stories/3392748/
